DigiLeit – Digitalisierung evidenzbasierter Leitlinien

Projektbeschreibung

Medizinische Leitlinien enthalten wissenschaftlich fundierte und systematisch entwickelte Handlungsempfehlungen. Sie bilden damit die Grundlage für eine bedarfsgerechte, medizinische Versorgung nach aktuell geltenden Standards. Im Versorgungsalltag werden sie bislang jedoch nur zu rund 30 Prozent aktiv genutzt. Eine große Hürde besteht darin, dass Leitlinien nur als isolierte Dateien vorliegen und konkrete Empfehlungen zeitaufwändig analog gelesen werden müssen.

Im Projekt DigiLeit soll ein Konzept für die digitalgestützte Implementierung von Leitlinienempfehlungen entwickelt und umgesetzt werden. Gelingen soll dies u. a. über eine digitalgestützte, strukturierte Anamnese, die zu leitlinienbasierten, digitalen Diagnose- und Behandlungspfaden führt. Diese Pfade werden in die Routinen des ärztlichen und pflegerischen Alltags implementiert und deren Umsetzung wird kontinuierlich mit den festgelegten Therapiezielen abgeglichen. Mit diesem digitalen Leitlinienimplementierungskonzept wird evidenzbasiertes Wissen im Versorgungsalltag leicht zugänglich und trägt zur Optimierung von Diagnostik und Therapie-Entscheidungen bei.

Die Evaluation der neuen Versorgungsform erfolgt im Rahmen einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie mit Patientinnen und Patienten, die unter schwerheilenden Wunden infolge chronischer Erkrankungen leiden. Das Krankheitsbild erfordert häufig die gleichzeitige Berücksichtigung mehrerer medizinischer Leitlinien und nationaler Expertenstandards für die Pflege. Teilnehmende der Interventionsgruppe werden in spezialisierten Wundheilungszentren nach dem digitalgestützten Leitlinienimplementierungskonzept behandelt, während Teilnehmende der Kontrollgruppe in der Regelversorgung verbleiben. Es wird erwartet, dass die neue Versorgungsform nach 20 Wochen Versorgung zu einer höheren Wundheilungsrate führt als die Regelversorgung. Das Projekt wird für 45 Monate mit insgesamt ca. 5,9 Millionen Euro gefördert.

Im Erfolgsfall erreicht die neue Versorgungsform, dass Leitlinien schneller und gezielter im Versorgungsalltag genutzt werden. Die strukturierte Datenerhebung erhöht die Transparenz innerhalb der Versorgungskette und schafft neue Möglichkeiten für sektorübergreifende Qualitätssicherung.

Konsortialpartner

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., BARMER, Deutsche Gesellschaft für Wundheilung und Wundbehandlung e. V., inav – privates Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH, Medizinische Fakultät der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Techniker Krankenkasse, Technische Universität Braunschweig

Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt

Status: laufend

Kontakt

Prof. Dr. Stephan Grabbe
Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
Hautklinik und Poliklinik
Langenbeckstraße 1
55131 Mainz
+49 6131 174412
stephan.grabbe@unimedizin-mainz.de