EVA-RADIUS – Evaluation eines interaktiven sektorübergreifenden „Blended-Treatment“-Ansatzes bei Alkoholkonsumstörungen nach Entzug

Projektbeschreibung

In Deutschland leben ca. 1,6 Millionen Menschen mit der Diagnose Alkoholabhängigkeit. Hinzu kommen etwa 6,7 Millionen Menschen, die schädliche und riskante Mengen an Alkohol trinken. Für die Betroffenen geht dies mit einer oft gravierenden Beeinträchtigung des sozialen und beruflichen Lebens einher sowie schweren und vielfältigen Gesundheitsschäden. Pro Jahr stehen in Deutschland etwa 74.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Alkoholkonsum.

Unmittelbar nach einer Entzugsbehandlung ist das Rückfallrisiko für die Betroffenen besonders hoch. Eine ambulante Weiterbehandlung beispielsweise in psychotherapeutischen Sitzungen kann dieses Risiko verringern. Die Forschenden im Projekt EVA-RADIUS erproben und evaluieren einen neuen Ansatz. Ein bewährtes Behandlungskonzept bestehend aus persönlichen therapeutischen Sitzungen (gemeindeorientierter Verstärkeransatz) wird kombiniert mit dem interaktiven Online-Tool RADIUS (Reinforcing Alcohol and Drug Internet User Support). Die Betroffenen können RADIUS online nutzen, um auch zwischen den therapeutischen Sitzungen einen fortlaufenden Kontakt und Rückmeldungen zu Therapiezielen mit den Therapeuten zu ermöglichen.

Das Forschungsteam will zeigen, dass dieser Ansatz genauso wirksam ist wie die konventionelle Therapie. Im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Studie werden die Teilnehmenden drei Gruppen zugeteilt, die jeweils für drei Monate behandelt werden. Die erste Gruppe erhält die konventionelle Therapie mit sechs Sitzungen, die zweite Gruppe erhält drei kürzere Sitzungen und nutzt zusätzlich RADIUS und die dritte Gruppe erhält sechs Sitzungen und nutzt zusätzlich RADIUS. Die Gruppen werden ein Jahr nach Therapiebeginn anhand der Anzahl abstinenter Tage der Probanden miteinander verglichen. Das Projekt wird für dreieinhalb Jahre mit insgesamt ca. 4,6 Millionen Euro gefördert.

Im Erfolgsfall soll der neue Behandlungsansatz in ganz Deutschland angeboten werden. Die Erkenntnisse aus dieser Studie könnten für die Erstellung von vergleichbaren Behandlungskonzepten bei anderen Suchterkrankungen genutzt werden.

Konsortialpartner

Charité-Universitätsmedizin Berlin, HMU Health and Medical University, Klinikum Ernst von Bergmann gGmbH, Universität Duisburg-Essen, Universitätsklinikum Essen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Themenfeld: Weiterentwicklung der Versorgung durch Digitalisierung

Bundesländer: Berlin, Brandenburg, Hamburg, Nordrhein-Westfalen

Status: laufend

Kontakt

Prof. Dr. Martin Driessen
Evangelisches Klinikum Bethel gGmbH
Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Remterweg 69-71
33617 Bielefeld
+49 521 772 78451
martin.driessen@uni-bielefeld.de