ATP Arztnetze – Arbeitsteilung und Performance empirischer und organisierter Netzwerke im ambulanten Sektor in Deutschland
Projektbeschreibung
In Deutschland nehmen etwa 35 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen über 65 Jahre dauerhaft neun oder mehr Wirkstoffe ein. Rund 5,5 Millionen Menschen dieser Altersgruppe leben mit den Risiken der Polymedikation, beispielsweise durch Medikamente, die sich gegenseitig beeinflussen oder deren Nebenwirkungen sich verstärken.
In Deutschland wählen Patientinnen und Patienten ihren ambulanten Leistungserbringer selbst aus. Sie bestimmen auch, ob Folgetermine in Anspruch genommen werden. Es existiert in der Regelversorgung keine Koordination zwischen Haus- und Facharztpraxen. Dieser Umstand kann innerhalb des ambulanten Sektors sowie zwischen den Sektoren zu Versorgungsbrüchen führen und so unter anderem eine effektive und sichere Medikation und die Einhaltung notwendiger Kontrollbesuche gefährden. In organisierten Praxisnetzen ist die Situation eine andere. Hier schließen sich Ärzte unterschiedlicher Fachbereiche zusammen, um eng miteinander zu kooperieren und so die Versorgung der Patienten zu verbessern. Das Projekt ATP Arztnetze vergleicht die organisierten Praxisnetze mit der Regelversorgung in Deutschland.
Auf Basis von Routinedaten werden zunächst Kennzahlen, sogenannte Performance-Indikatoren, erhoben, die die Qualität der Versorgung abbilden. Ein Vergleich dieser Performance-Indikatoren zeigt, inwiefern Ärzte in organisierten Arztnetzen ihre Patienten besser versorgen als Ärzte in der Regelversorgung. Zudem wird die haus- und fachärztliche Arbeitsteilung innerhalb von organisierten Arztnetzen mithilfe netzwerkanalytischer Methoden untersucht. In Anlehnung an ein theoretisches Modell zu Formen der Vernetzung und durch eine strukturierte Befragung von organisierten Arztnetzen werden Maßnahmen zur Koordination von Arbeitsbeziehungen in Arztnetzen systematisiert und analysiert. Das Projekt wird für 42 Monate mit insgesamt ca. 500.000 Euro gefördert.
Im Erfolgsfall geben die Projektergebnisse Aufschluss darüber, welche Elemente von organisierten Arztnetzen die Patientenverbesserung verbessern und ob sie auf die Regelversorgung übertragbar sind. Die Studie kann so wichtige Beiträge zur Steigerung der Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung leisten.
Konsortialpartner
AOK Bayern; Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB); Kassenärztliche Vereinigung Brandenburg; Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe; Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland
Themenfeld: Themenoffen
Sitz des Antragstellers: Bayern
Status: beendet
Weiterführende Informationen
Kontakt
Prof. Dr. Leonie Sundmacher
Technische Universität München
Lehrstuhl Gesundheitsökonomie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
+49 8921 803110
leonie.sundmacher@tum.de