DiaLog – Dialogisches Bilderbuchbetrachten als elternzentrierte Intervention bei Kindern mit Hörstörung

Projektbeschreibung

Jedes Jahr sind in Deutschland fast drei von 1.000 Neugeborenen von bleibenden peripheren Hörstörungen betroffen, bei der Einschulung sogar fast vier von 1.000 Kindern. Bei unzureichender Behandlung können sie zu erheblichen Sprachentwicklungsstörungen (SES) führen, die sich einschneidend auf die psychische Gesundheit, die soziale Entwicklung, die Bildungs- und Berufschancen und die Lebensqualität der betroffenen Kinder auswirken.

Im Projekt DiaLog will das Forschungsteam die Sprachentwicklung von Kindern mit drohender bzw. andauernder SES verbessern, indem es den sprachlichen Input der Eltern beim gemeinsamen Lesen von Bilderbüchern an die Bedürfnisse ihrer Kinder anpasst. Zu diesem Zweck lernen die Eltern in einem Coaching bei Sprachtherapeuten oder Logopäden das sogenannte dialogische Bilderbuchbetrachten (dBB). Dabei lesen Eltern ihren Kindern nicht nur eine Geschichte vor, sondern unterhalten sich mit ihnen über die Abbildungen, ergänzen oder wiederholen ihre Aussagen und ermuntern sie, die dargestellten Bilder oder die Geschichte mit ihren eigenen Worten zu beschreiben.

Die Effektivität dieses elternzentrierten DiaLog-Programms soll über den Vergleich mit der kindzentrierten Standardtherapie näher untersucht werden, bei der die Kinder ohne ihre Eltern Sprachförderung erhalten. Kinder beider Studiengruppen, für die auch nach den drei Monaten Studiendauer Therapiebedarf besteht, erhalten sechs weitere Monate lang die Standardtherapie, die eine Hälfte davon kombiniert mit dBB. Daneben wollen die Forschenden die Praktikabilität, Zufriedenheit, Akzeptanz und Barrieren des Elterncoachings aus Perspektive der Eltern und der Therapeutinnen und Therapeuten sowie dessen Auswirkungen auf die Gesundheitskosten erfassen. Auf Basis der Erkenntnisse der Studie soll ein Katalog mit gesundheitspolitischen Handlungsempfehlungen erstellt werden.

Das Projekt wird für vierzig Monate mit insgesamt ca. 1,4 Millionen Euro gefördert.

Im Erfolgsfall werden die Projektergebnisse dazu beitragen, dass alle Kinder mit permanenter Hörstörung in Deutschland Zugang zu einer DiaLog-Therapie erhalten, insbesondere in der Phase bis zur Einschulung.

Konsortialpartner

Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Universität Bremen

Themenfeld: Versorgungsforschung zur Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Schwerhörigkeit

Sitz des Antragstellers: Nordrhein-Westfalen

Status: laufend

Kontakt

Prof. Dr. med. Katrin Neumann
Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Universitätsklinikum Münster
Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie
Malmedyweg 13
48149 Münster
+49 251 83 56854
Katrin.Neumann@uni-muenster.de