PAWEL – Patientensicherheit, Wirtschaftlichkeit und Lebensqualität: Reduktion von Delirrisiko und postoperativer kognitiver Dysfunktion (POCD) nach Elektivoperationen im Alter

Projektbeschreibung

Delirien gehen unter anderem mit kognitiven Einschränkungen, erhöhter Sterblichkeit sowie Demenzprogression einher. Sie beinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen daher beträchtlich. Die Wahrscheinlichkeit, nach einer Operation ein Delir zu erleiden, steigt mit dem Alter der Patientinnen und Patienten und mit bereits bestehenden kognitiven Störungen. Sie ist außerdem abhängig von den Fachkenntnissen der Behandelnden. Daher gilt die Delir-Rate als Qualitätsindikator für eine alterssensible Krankenhausbehandlung. Die GHOSt-Studie zeigte, dass 40% der Patientinnen und Patienten über 70 Jahre in Akutkliniken in Baden-Württemberg und Bayern  kognitive Störungen aufweisen, die in weniger als der Hälfte der Fälle den behandelnden Ärzten und Krankenpflegern bekannt waren.

Das Projekt PAWEL verfolgt das Ziel, die Rate der an einem Delir erkrankten Personen nach einer Operation um 40% zu senken. Gleichzeitig soll dadurch ein anhaltender  geistiger Abbau (kognitive Dysfunktion) um etwa 20% nach 6 Monaten reduziert werden. Um dies zu erreichen, müssen Delir-begünstigenden Faktoren vor der Operation bekannt sein und berücksichtigt werden. Solche Faktoren sind etwa das Alter, bekannte Hirnschädigung, Demenzen, Mobilitätsdefizite, Mehrfacherkrankungen oder hoher Medikamentenkonsum. Zentrale Elemente des Projekts sind daher die Entwicklung eines Schulungskonzepts für die Behandelnden sowie die Berechnung eines Delir-Risikoscores für Patientinnen und Patienten. Beide Elemente sollen in teilnehmenden Kliniken und Arztpraxen implementiert und erprobt werden. Insgesamt ist die Teilnahme von 1500 Patientinnen und Patienten geplant. Diese erhalten eine Delir-Diagnostik, neuropsychologische Tests und ein Delir-Assessment. Nach 6 und 12 Monaten wird überprüft, ob sich der Einsatz beider Elemente in einer Reduktion der Delir-Rate bzw. Demenzentwicklung widerspiegelt. Darüber hinaus erfolgt eine gesundheitsökonomische Evaluation, um die Kosteneffektivität der Intervention aus Sicht der Leistungserbringer für den ambulanten und stationären Bereich darzustellen. Das Projekt wird für vier Jahre mit insgesamt ca. 5,6 Millionen Euro gefördert.

Im Erfolgsfall bilden die Ergebnisse die Basis für deutsche Leitlinien, etwa zur Delir-Prävention und - Management in der Chirurgie oder zum Umgang mit der häufig unzureichend definierten postoperativen Dysfunktion.

Konsortialpartner

Klinikum Stuttgart, Universität Duisburg‐Essen, Universitätsklinikum Ulm, Universitätsklinikum Freiburg, Geriatrisches Zentrum Diakonissenanstalt Karlsruhe‐Rüppurr, AOK Baden‐Württemberg, Universität Potsdam, HELIOS Klinik für Herzchirurgie Karlsruhe

Themenfeld: Weiterentwicklung der Qualitätssicherung und/oder Patientensicherheit in der Versorgung

Sitz des Antragstellers: Baden-Württemberg

Laufzeit: 04/2017 – 03/2020

Status: beendet

Förderkennzeichen: 01VSF16016

Kontakt

Prof. Dr. Gerhard Eschweiler
Geriatrisches Zentrum am Universitätsklinikum Tübingen
Calwer Straße 14
72076 Tübingen
0049 7071 2982684
gerhard.eschweiler@med.uni-tuebingen.de