FIAT – Familien-basierte telemedizinische vs. Institutionelle Anorexia nervosa Therapie
Projektbeschreibung
Anorexia nervosa, im Volksmund Magersucht genannt, ist eine schwere psychosomatische Erkrankung, die vor allem Kinder und Jugendliche betrifft. Die Krankheit tritt durchschnittlich im Alter von 15,5 Jahren zum ersten Mal auf. Die Sterberate bei Magersucht ist fast sechsmal höher als bei anderen psychischen Erkrankungen. Die Standardtherapie für schwer Erkrankte ist ein stationärer Klinikaufenthalt für drei bis sechs Monate oder länger. Nach der Entlassung kommt es jedoch bei 30 Prozent der Betroffenen zu einem Rückfall, der häufig einen erneuten Krankenhausaufenthalt erfordert. Auf einen stationären Platz müssen die Kinder und Jugendlichen oft lange warten. In anderen Ländern, beispielsweise England, USA oder Australien, hat die Familien-Basierte Therapie (FBT) als Alternative zur stationären Behandlung zu großen Erfolgen geführt. Bislang wurde im angelsächsischen Sprachraum FBT mit anderen, ambulanten Therapieformen, aber nie mit einer stationären Therapie, verglichen.
Im Projekt FIAT soll daher eine FBT mit der stationären Standardversorgung verglichen werden. An 17 Studienzentren in ganz Deutschland werden 100 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen acht und 17 Jahren telemedizinisch mit FBT behandelt. Ihr Krankheitsverlauf wird in den folgenden zwölf Monaten mit 100 Kindern und Jugendlichen verglichen, die gemäß Regelversorgung stationär behandelt werden. Als Erfolg wird gewertet, wenn sich das Körpergewicht über einen Zeitraum von zwölf Monaten genauso gut entwickelt wie in der Regelversorgung. Zudem werden die Veränderung von Essstörungsgedanken und -symptomen, Krankenhaustage und Behandlungskosten untersucht. Das Projekt wird für vier Jahre mit insgesamt ca. 6,8 Millionen Euro gefördert.
Sollte die Studie zeigen, dass die telemedizinische FBT der stationär beginnenden Regelversorgung nicht unterlegen ist, würden davon die Betroffenen profitieren, beispielsweise weil sie in ihrem schulischen und sozialen Umfeld verbleiben und Wartezeiten umgehen könnten. Mit der telemedizinischen FBT entstünden dem Gesundheitssystem zudem geringere Kosten.
Konsortialpartner
AOK Baden-Württemberg, AOK Niedersachsen, BARMER, mkk – meine krankenkasse, Mobil Krankenkasse, OFFIS e. V., Techniker Krankenkasse, Universität Bielefeld
Themenfeld: Versorgungsmodelle für Kinder und Jugendliche
Bundesländer: Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Thüringen
Laufzeit: 07/2024 – 06/2028
Status: laufend
Förderkennzeichen: 01NVF23117
Kontakt
Dr. Verena Haas
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
+49 30 450566399
verena.haas@charite.de