NoPICS-Kids – Kinderintensivmedizin neu gedacht – Vermeidung von Post Intensive Care Syndrom bei kritisch kranken Kindern und deren Familien

Projektbeschreibung

In Deutschland werden rund 38.000 Kinder pro Jahr intensivmedizinisch behandelt. Mehr als jedes zweite Kind und deren Familien leiden nach der Entlassung teilweise langfristig unter einem sog. Post Intensive Care Syndrom (PICS), also den Langzeitfolgen einer Behandlung auf einer Kinderintensivstation (PICU). Diese umfassen körperliche, kognitive und psychische Symptome, beispielsweise verminderte Belastbarkeit, Muskelschwäche und posttraumatische Belastungsstörungen.

Das Projekt NoPICS-Kids knüpft daran an und möchte mit einem präventiven Versorgungskonzept dem PICS vorbeugen. Dazu wird ein Team aus den Disziplinen der Medizin, Pflege, Psychologie und Physiotherapie gebildet. Die Behandlung der Kinder erfolgt durch ein standardisiertes Maßnahmenbündel während der Intensivtherapie (pABCDEF-Bundles). Zudem werden die Eltern in die Versorgung sowie Entscheidungsfindung eingebunden und nehmen beispielsweise an Visiten teil.

Für die Studie werden 1.650 kritisch kranke Kinder und deren Familien auf sechs PICUs an vier Standorten ausgewählt. Um zu untersuchen, ob das Konzept einen Nutzen aufweist, werden zwei Gruppen gebildet: Eine Gruppe wird nach dem neuen Konzept und die andere nach dem aktuell üblichen Standard versorgt. Durch Vergleiche von kurzfristigen (Aufenthaltsdauer, Beatmungszeit, Reduktion von künstlichem Koma) und langfristigen Veränderungen (Entwicklungsstörungen der Kinder, psychische Erkrankungen der Eltern) wird der Nutzen des Konzepts geprüft. Zudem erfolgt eine gesundheitsökonomische Auswertung. Das Projekt wird für dreieinhalb Jahre mit insgesamt ca. 9,6 Millionen Euro gefördert.

Im Erfolgsfall kann das präventive Versorgungskonzept das Auftreten von PICS verringern und die Lebensqualität von Kindern und Familien verbessern. Das Konzept ist grundsätzlich auf allen Intensivstationen einsetzbar und könnte bei positiven Auswertungsergebnissen zu einer Überführung in die Regelversorgung führen. Eine Reduktion von PICS könnte dabei auch langfristig Gesundheitsausgaben einsparen.

Konsortialpartner

Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, AOK Baden-Württemberg – Die Gesundheitskasse, Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin e. V., DIAKOVERE gGmbH, Universitätsklinikum Heidelberg, Universitätsklinikum Mannheim

Themenfeld: Prävention und Versorgung von schweren psychischen Erkrankungen

Bundesland: Baden-Württemberg

Status: laufend

Kontakt

Prof. Dr. Dr. Johannes Nordmeyer
Universitätsklinikum Tübingen
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Abteilung für pädiatrische Kardiologie, Pulmologie und Intensivmedizin
Hoppe-Seyler-Straße 1
72076 Tübingen
+49 7071 2984751
Johannes.Nordmeyer@med.uni-tuebingen.de