PornLoS – Pornographie-Nutzungsstörung effektiv behandeln – Leben ohne Suchtdruck

Projektbeschreibung

Pornografische Inhalte sind im Internet und über Smartphones leicht verfügbar, entsprechend ist ihre Nutzung stark angestiegen. Studien zufolge haben 90 Prozent der Männer in den vergangenen zwölf Monaten Pornografie genutzt. Lange galt die Sucht nach pornografischen Inhalten als Randphänomen, inzwischen stuft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sie als Störung mit zwanghaftem Sexualverhalten ein, die von Fachleuten als Pornografie-Nutzungsstörung (PNS) bezeichnet wird. Betroffen sind ca. drei bis acht Prozent der Bevölkerung, Frauen seltener als Männer. PNS kann Berufs- und Privatleben massiv beeinträchtigen, doch gibt es bislang kaum Hilfsangebote für Betroffene. Das Störungsbild ist nach wie vor schambehaftet und deshalb oft tabuisiert; auch viele niedergelassene Therapeutinnen und Therapeuten sehen sich mit der Behandlung überfordert und weisen Betroffene ab.

Ziel im Projekt PornLoS ist es, eine neue Behandlung von PNS zu erproben und zwei Therapieansätze zu testen. Im Rahmen einer Studie sollen ca. 310 Teilnehmende nach dem Zufallsprinzip auf vier Gruppen verteilt werden. Eine Gruppe erhält eine neue Therapie, die darauf abzielt, dass keine Pornografie mehr konsumiert wird, eine zweite Gruppe soll ihren Pornokonsum mit der neuen Therapie reduzieren. Die dritte Gruppe erhält die derzeit gängige Behandlung, die vierte Gruppe schließlich ist die Wartekontrollgruppe. Die neuen Versorgungsformen umfassen eine Mischung aus Einzel- und Gruppenpsychotherapie und weiteren begleitende Unterstützungsangeboten (beispielsweise Paartherapie und die Nutzung einer speziell angepassten App).

Die Studie soll Aufschluss darüber geben, ob die PNS dank der neuen Therapien zurückgeht, ob die neuen Ansätze die psychische Belastung der Betroffenen verringern und ihre Lebensqualität steigern, und ob sich mit der neuen Versorgungsform Kosten für das Gesundheitssystem einsparen lassen. Das Projekt wird für dreieinhalb Jahre mit insgesamt ca. 5,3 Millionen Euro gefördert.

Im Erfolgsfall sollen die neuen Therapieformen in ganz Deutschland angeboten werden. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten auch für Behandlungskonzepte für andere Erkrankungen (z. B. Computerspielsucht) genutzt werden.

Konsortialpartner

AWVK gGmbH, DAK-Gesundheit, Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Johann Wolfgang Goethe-Universität, Philipps-Universität Marburg, Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau, Techniker Krankenkasse, Universität Duisburg-Essen, Universität Osnabrück, Universität des Saarlandes, Universität Trier, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Themenfeld: Psychotherapeutische Versorgung vulnerabler Gruppen

Bundesländer: Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland

Status: laufend

Kontakt

Prof. Dr. Rudolf Stark
Justus-Liebig-Universität Gießen
Psychotherapie und Systemneurowissenschaften
Otto-Behaghel-Straße 10H
35394 Gießen
+49 641 9926300
rudolf.stark@psychol.uni-giessen.de