EvAGU – S3-Leitline: Evidenzbasiertes infektionsepidemiologisches Management von Ausbrüchen in Gemeinschaftsunterkünften

Projektbeschreibung

Die Zahl der Personen in Gemeinschaftsunterbringungen (GU) ist in den letzten Jahren gestiegen. Bewohnerinnen und Bewohner sind hier z. B. Wohnungslose oder asylsuchende Menschen. Durch beengte Wohnverhältnisse ist das Risiko von Krankheitsausbrüchen hoch. Zur Eindämmung von Ausbrüchen ist eine sektorenübergreifende Zusammenarbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) mit der ambulanten Versorgung, den Einrichtungen und den Betroffenen erforderlich. Bestehende Empfehlungen zum Ausbruchsmanagement sind derzeit überwiegend nicht evidenz- oder konsensbasiert und die verfügbaren Leitlinien bilden die erforderlichen Public-Health-Maßnahmen nicht oder nicht vollständig ab.

Ziel der Leitlinie ist es daher, evidenz- und konsensbasierte Handlungsempfehlungen für ein effizientes und ressourcenschonendes Vorgehen zur Verringerung von Folgefällen bei Ausbrüchen in GUs zu entwickeln sowie Unter-, Über- und Fehlversorgung zu vermeiden. Die Leitlinienentwicklung mit dem ÖGD soll zudem zu einer Harmonisierung der heterogenen Vorgehensweise beitragen. Da der Einsatz von Leitlinien im ÖGD noch wenig etabliert ist, wird parallel eine Prozessevaluation durchgeführt.

Die Methodik zur Erstellung der geplanten evidenz- und konsensbasierten S3-Leitlinie erfolgt nach dem Regelwerk der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Zunächst wird eine Leitliniengruppe gebildet, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern verschiedener Fachgesellschaften, Bundesverbände, ÖGD und Vertreterinnen und Vertretern von Betroffenen zusammensetzt. Es werden Schlüsselfragen formuliert und eine systematische Literaturrecherche und -bewertung durchgeführt. Dabei werden explizit auch Fragestellungen berücksichtigt, die sich Aspekten wie Akzeptanz, Umsetzbarkeit oder den sozialen Folgen von Maßnahmen zur Eindämmung von Infektionsausbrüchen widmen. Die Ergebnisse werden in Arbeitsgruppen diskutiert, konsentiert und zu Handlungsempfehlungen verarbeitet.

Das Projekt wird für zweieinhalb Jahre mit insgesamt ca. 440.000 Euro gefördert.

Die erfolgreiche Entwicklung von Empfehlungen wird dazu beitragen, Entscheidungs- und Handlungskorridore aufzuzeigen, eine angemessene Umsetzung von Maßnahmen zu fördern, Folgefälle zu vermeiden und die sektorenübergreifende Zusammenarbeit zu erleichtern.

Konsortialpartner

Akademie für Öffentliches Gesundheitswesen in Düsseldorf, Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes e. V., Ludwig-Maximilians-Universität München, Robert Koch-Institut, Universität Bielefeld

Themenfelder: Versorgungsforschung zu Leitlinien, Entwicklung und Weiterentwicklung von Leitlinien mit Fokus Gesundheit der Bevölkerung, Öffentlicher Gesundheitsdienst (ÖGD)

Sitz des Antragstellers: Sachsen

Laufzeit: 01/2026 – 06/2028

Status: laufend

Förderkennzeichen: 01VSF25012

Kontakt

Prof. Dr. Anna Kühne
Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus der TU Dresden
Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung 
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
+49 351 458 6493
oeffentliche.gesundheit@tu-dresden.de