KEN-up – Upgrade S3-Leitlinie: Klinische Ernährung in der Nephrologie
Projektbeschreibung
In Deutschland und vergleichbaren Industriestaaten leiden rund zehn Prozent der Bevölkerung an einer chronischen Nierenerkrankung. Darüber hinaus haben oder entwickeln 22 Prozent aller Menschen, die ins Krankhaus eingeliefert werden, ein akutes Nierenversagen, von denen über die Hälfte intensivmedizinisch versorgt werden muss. Sowohl akut als auch chronisch Nierenerkrankte haben vielfältige Stoffwechselstörungen und Nährstoffbedarfe. Individualisierte Ernährungskonzepte können deshalb zum Beispiel den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, die Dialysepflichtigkeit hinauszögern, kardiovaskuläre Komplikationen verringern und die Lebensqualität verbessern. Derzeit gibt es aber in Deutschland keine S3-Leitlinie zum ernährungsmedizinischen Management für Menschen mit akuten oder chronischen Nierenerkrankungen.
Das Projektteam hat sich vorgenommen, eine sektorenübergreifende S3-Leitlinie zu entwickeln, die wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zu ernährungsmedizinischen Maßnahmen für Nierenerkrankte aufzeigt. Im Vordergrund stehen die spezifischen und situativen Bedürfnisse von Erkrankten, Indikationen und Kontraindikationen sowie Art und Anwendung verschiedener Ernährungsformen.
Eine S3-Leitlinie soll die aktuell am besten nachgewiesene Wirksamkeit einer Therapie (Evidenz) darstellen. Dazu legen die Forschenden zunächst die konkreten Schlüsselfragen fest, führen eine systematische Literaturrecherche durch und bewerten schließlich die Evidenz. In einem festgelegten Verfahren formulieren sie Empfehlungen und stimmen abschließend gemeinsam mit Experten aus den beteiligten Fachgebieten über die Leitlinie ab. Dieser Abstimmungsprozess wird von der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) moderiert. Das Projekt wird für zweieinhalb Jahre mit insgesamt ca. 348.000 Euro gefördert.
Im Erfolgsfall kann die geplante S3-Leitlinie dazu beitragen, den Krankheitsverlauf von Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen positiv zu beeinflussen, das Risiko einer Mangelernährung sowie die Komplikationen während und nach stationären Behandlungen zu verringern und die Lebensqualität der Betroffenen zu erhöhen.
Themenfelder: Versorgungsforschung zu Leitlinien, Versorgung bei häufigeren Erkrankungen mit sektorenübergreifendem Koordinationsbedarf
Sitz des Antragstellers: Berlin
Status: laufend
Kontakt
Prof. Dr. Martin Kuhlmann
Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin e. V.
Karl-Marx-Allee 77
10243 Berlin
+49 30 130231322
martin.kuhlmann@vivantes.de