PERITRAUMA – Erstellung einer S3-Leitlinie PERIpartale TRAUMAtisierung - Prophylaxe, Diagnostik und Therapie

Projektbeschreibung

Bis zu 50% aller Frauen machen während der Geburt belastende Erfahrungen, etwa fünf Prozent der Mütter entwickeln danach sogar eine Posttraumatische Belastungsstörung. Ursachen für traumatische Geburtserfahrungen (TGE) können das Erleben von Hilflosigkeit und Kontrollverlust, zum Beispiel bedingt durch Komplikationen, überdurchschnittliche Schmerzen oder als unzureichend erlebte Kommunikation des Fachpersonals sein. Bei Frauen mit biografischen Gewalterfahrungen, wie zum Beispiel sexuellem Missbrauch, kann sich während der Geburt eine Retraumatisierung manifestieren. Peripartale Traumafolgestörungen der Frauen können sich wiederum negativ auf die Mutter-Kind-Bindung und transgenerational auf die kindliche Entwicklung auswirken. Neben Müttern und Kindern sind aber auch Väter, Partnerinnen und Partner sowie auch Geburtshelferinnen und Geburtshelfer potenziell traumatischem Erleben im Kreißsaal ausgesetzt. Es besteht dabei das Risiko, dass Fachkräfte nach TGE ihren Beruf nicht mehr ausüben können oder wollen.

Die S3-Leitlinie PERITRAUMA soll erstmals allen in die Geburt involvierten Berufsgruppen ein interdisziplinäres Management bei möglichen peripartalen Traumatisierungen aufzeigen und durch Prävention und verbesserte Versorgung die psychische Gesundheit betroffener Frauen, ihrer Kinder, Familien sowie der Geburtshelferinnen und Geburtshelfer schützen. Die Entwicklung der S3-Leitlinie erfolgt nach dem Regelwerk der Arbeitsgemeinschaft Wissenschaftlicher Medizinischer Fachgesellschaften (AWMF). Dazu gehören eine systematische Recherche und Analyse der wissenschaftlichen Literatur und die Formulierung klinischer Fragestellungen. Im Konsens mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und klinischer Praxis sowie Betroffenen werden daraus konkrete Handlungsempfehlungen für eine neue S3-Leitlinie formuliert. Neben der Leitlinie für behandelndes Personal wird auch die Erstellung einer Betroffenen-Leitlinie angestrebt.

Das Projekt wird für zweieinhalb Jahre mit insgesamt ca. 400.000 Euro gefördert.

Im Erfolgsfall kann die neue Leitlinie dazu beitragen, evidenz- und konsensbasierte Handlungsempfehlungen bereitzustellen, damit biografische traumaassoziierte Risiken bei werdenden Müttern frühzeitig erkannt und die Versorgungsabläufe im Kreißsaal so gestaltet werden, dass eine traumasensible Geburtshilfe möglich ist. Auch werden die Perspektiven der Partnerinnen und Partner sowie des involvierten Fachpersonals bei TGE berücksichtigt und interdisziplinäre Präventions- und Versorgungsoptionen aufgezeigt.

Konsortialpartner

Charité – Universitätsmedizin Berlin, Universitätsklinikum Jena, Universitätsklinikum Würzburg

Themenfelder: Versorgungsforschung zu Leitlinien, Versorgung rund um Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt

Sitz des Antragstellers: Sachsen

Status: laufend

Kontakt

Prof. Dr. Kerstin Weidner
Technische Universität Dresden
Medizinische Fakultät
Klinik und Poliklinik für Psychotherapie und Psychosomatik
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
+49 351 458-7085
kerstin.weidner@ukdd.de