PREVENTS – Prävention von Suiziden/Suizidversuchen – Optimierung und Evaluation einer sektorenübergreifenden Versorgungsform für Menschen nach einem Suizidversuch
Projektbeschreibung
Im Jahr 2023 starben in Deutschland über 10.000 Menschen durch Suizid. Dies entspricht einem Anstieg von 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Schätzungen zufolge gibt es etwa 20-mal mehr Suizidversuche (SV) als Suizide, also rund 200.000 und mehr jährlich. Suizidversuche verursachen hohe Kosten, Krankheitslast und verlorene Lebensjahre. Die Versorgung erfolgt überwiegend in Bezug auf die psychische Störung, berücksichtigt jedoch nicht explizit den letzten SV. Dadurch wird das Risiko nicht adäquat reduziert. Frühere Studien zeigen, dass die Suizidrate bei Personen nach stationärer Behandlung wegen SV in den ersten drei Monaten nach Entlassung bis zu 100-fach und bis zu einem Jahr danach noch 60-fach über der globalen Suizidrate liegt. Bis zu 30 Prozent begehen im ersten Jahr erneut einen SV.
Daher ist ein suizidspezifisches Therapieangebot, unabhängig von der psychiatrischen Diagnose, sowie eine kontinuierliche therapeutische Beziehung notwendig. Das „RISE“-Programm, eine suizidspezifische psychotherapeutische Kurzzeitintervention mit fünf bis sechs Sitzungen, wurde für Menschen nach einem SV in psychiatrischer Behandlung entwickelt. Es stärkt die Krisenkompetenz durch gemeinsame Entwicklung gezielter Bewältigungsstrategien.
Im Projekt PREVENTS wird das Umsetzungspotenzial von RISE in der psychiatrischen Versorgung untersucht. Getestet wird, ob RISE im Vergleich zur Standardtherapie das Risiko suizidalen Verhaltens verringert. 350 Patientinnen und Patienten an sechs Standorten in fünf Bundesländern werden eingeschlossen. Zusätzlich werden Suizidgedanken, Symptomschwere, Lebensqualität und sowie die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen analysiert.
Das Projekt wird für 39 Monate mit ca. 1,3 Mio. Euro gefördert.
Bei Erfolg könnte RISE Suizidversuche/Suizide signifikant reduzieren und wäre sowohl individuell als auch gesellschaftlich und wirtschaftlich bedeutsam. Außerdem könnten strukturierte suizidspezifische Therapien und therapeutische Kontinuität in Leitlinien für die Behandlung nach SV einfließen.
Konsortialpartner
Bezirkskliniken Mittelfranken, Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Städtisches Klinikum Dresden, Thüringen-Kliniken "Georgius Agricola" GmbH
Themenfeld: Themenoffen
Sitz des Antragstellers: Thüringen
Laufzeit: 02/2026 – 04/2029
Status: laufend
Förderkennzeichen: 01VSF25060
Kontakt
Dr. Gerd Wagner
Universitätsklinikum Jena
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Philosophenweg 3
07743 Jena
+49 3641 9390421
wagner.gerd@uni-jena.de