SEP-SDM-LL – Systematische Erfassung und Einbeziehung von Patient:innenpräferenzen in individuelle Entscheidungsfindung und aggregierte Leitlinienempfehlungen

Projektbeschreibung

Ärztinnen und Ärzte müssen bei jeder medizinischen Behandlung deren Vor- und Nachteile abwägen. Aktuell treffen sie diese Entscheidung häufig, ohne die Lebenssituation, Erfahrungen und Präferenzen der Betroffenen zu berücksichtigen. Dies kann zu sogenannten stillen Fehldiagnosen führen, das heißt Therapien werden durchgeführt oder abgelehnt, obwohl sich die Betroffenen anders entschieden hätten, wenn sie besser informiert gewesen wären. Noch sind die entsprechenden Zusammenhänge wenig erforscht.

Das Projektteam SEP-SDM-LL möchte die Beteiligung von Patientinnen und Patienten und deren Anliegen stärken. Am Beispiel des hormonsensitiven primären Brustkrebs soll eine Entscheidungshilfe für Patientinnen entwickelt werden, für die zu entscheiden ist, ob sie zusätzlich zur Hormontherapie eine die Heilung unterstützende Chemotherapie erhalten oder nicht. Die Chemotherapie kann das Langzeitrisiko eines Rückfalls senken, jedoch ist die Therapie sehr belastend und es besteht auch das Risiko schwerer Nebenwirkungen. Die Forschenden stellen dazu online Informationen über die Vor- und Nachteile verschiedener Therapieoptionen zusammen, die dem aktuellen wissenschaftlichen Stand entsprechen und die Frauen bei ihrer Entscheidung unterstützen sollen. In vier Kliniken werden insgesamt 600 Patientinnen diese Entscheidungshilfe nutzen und danach in einer Befragung Auskunft geben, ob die Informationen ihnen bei ihren Entscheidungen geholfen haben. Neben der individuellen Entscheidungsunterstützung soll auch eine Messmethode entwickelt werden, die im Rahmen der Anwendung der Entscheidungshilfe eingesetzt und zur aggregierten Erfassung von Patientenpräferenz genutzt werden kann.

Das Projekt wird für zwei Jahre mit insgesamt ca. 750.000 Euro gefördert.

Im Erfolgsfall könnten Entscheidungshilfen eine wertvolle und patientenfreundliche Methode sein, um die Präferenzen von Patientinnen und Patienten routinemäßig in medizinischen Entscheidungen zu berücksichtigen. Das Wissen über diese Präferenzen ermöglicht zudem, medizinische Leitlinien stärker auf die Patientenwünsche zuzuschneiden.

Konsortialpartner

SHARE TO CARE. Patientenorientierte Versorgung GmbH

Themenfeld: Themenoffen

Sitz des Antragstellers: Schleswig-Holstein

Status: laufend

Kontakt

Prof. Dr. Friedemann Geiger
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Nationales Kompetenzzentrum Shared Decision Making
Arnold-Heller-Straße 3
24105 Kiel
+49 431 500 20 211
f.geiger@uksh.de