UNGLEICH – Geschlechtsabhängige Unterschiede der Schlaganfall-Nachsorge
Projektbeschreibung
Der Schlaganfall zählt in Deutschland weiterhin zu den häufigsten Ursachen für Tod und erworbene Behinderungen wie Lähmungen, Gang- oder Sprachstörungen. Im Jahr 2022 traten beispielsweise 283.000 Fälle auf. Nach der Akutbehandlung werden Schlaganfallbetroffene ambulant versorgt. Im Vordergrund stehen die Wiederherstellung der Fähigkeiten, für sich selbst zu sorgen, und die Vermeidung weiterer Schlaganfälle. In der wichtigen Versorgung nach einem Schlaganfall treten jedoch Unterschiede auf, durch die Frauen benachteiligt sind. Auch weitere Aspekte wie die Herkunft, die Bildung oder die wirtschaftliche Situation können sich nachteilig auswirken.
Das Projektteam von UNGLEICH analysiert, ob die Versorgung nach einem Schlaganfall patientenzentriert, geschlechtergerecht und an medizinischen Leitlinien ausgerichtet erfolgt und wo es Verbesserungspotenzial gibt. Zu diesem Zweck werden zunächst anonymisierte Daten von Versicherten analysiert, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben. Einbezogen werden dabei Daten des Krankenhausaufenthalts, beispielsweise Art und Schwere des Schlaganfalls oder die Medikation. Zudem werden Daten zur Leistungsinanspruchnahme nach dem Krankenhausaufenthalt berücksichtigt, beispielsweise Arzneimittelverordnungen, stationäre Rehabilitationsaufenthalte oder Heilmittelleistungen. Anschließend werden Schlaganfallbetroffene zu drei Zeitpunkten gebeten, einen Fragebogen auszufüllen. Damit wollen die Forschenden ihre Versorgung, deren Ergebnisse und die Zufriedenheit mit der Versorgung nachvollziehen. Ein weiterer Baustein des Projekts sind Interviews mit Schlaganfallbetroffenen, Hausärztinnen und Hausärzten sowie Neurologinnen und Neurologen zu deren Erfahrungen mit der Schlaganfall-Nachsorge. Die Daten der drei Erhebungen werden gemeinsam ausgewertet, um daraus Schlussfolgerungen für die Versorgung abzuleiten.
Das Projekt wird für drei Jahre mit insgesamt ca. 1,4 Millionen Euro gefördert.
Mithilfe dieser Ergebnisse kann die Versorgung von Frauen sowie weiterer identifizierter benachteiligter Gruppen, die von einem Schlaganfall betroffen sind, verbessert werden. Sie können dabei in medizinische Leitlinien, Versorgungsverträge oder sektorenübergreifende Qualitätsmaßnahmen einfließen.
Konsortialpartner
AOK-Bundesverband eGbR, Justus-Liebig-Universität, Landesarbeitsgemeinschaft Qualitätssicherung Hessen GbR
Themenfeld: Forschung für eine bedarfsgerechte Versorgung im Hinblick auf geschlechtsbedingte Unterschiede unter Berücksichtigung weiterer Determinanten (intersektionaler Ansatz)
Sitz des Antragstellers: Hessen
Laufzeit: 01/2026 – 12/2028
Status: laufend
Förderkennzeichen: 01VSF25021
Kontakt
Prof. Dr. Max Geraedts
Philipps-Universität Marburg
Institut für Gesundheitsversorgungsforschung und Klinische Epidemiologie
Karl-von-Frisch-Straße 4
35043 Marburg
+49 6421 28 66243
geraedts@uni-marburg.de