PRISMA-App stärkt die Nachsorge bei Brustkrebs

Die Softwareanwendung PRISMA-App soll Brustkrebspatientinnen helfen, ihre Therapie langfristig einzuhalten. Im Erfolgsfall kann die Lebensqualität der Betroffenen verbessert und das Risiko von Krankheitsrückfällen gesenkt werden.

Mit mehr als 70.000 Neuerkrankungen pro Jahr ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Ein Großteil der Betroffenen leidet unter hormonabhängigen Tumoren und ist deshalb auf eine langfristige medikamentöse Nachsorge nach einer Operation, Strahlen- oder Chemotherapie angewiesen. Ein zentraler Baustein dabei: eine Antihormontherapie, die das Risiko für Krankheitsrückfälle halbiert. Aber: Mehr als 70 Prozent der Patientinnen brechen derzeit die mindestens fünfjährige Therapie dennoch vorzeitig ab – aufgrund von Nebenwirkungen oder auch, weil sie sich in der Nachsorge zu wenig unterstützt fühlen und unsicher bei der Einnahme ihrer Medikamente sind. Eine App könnte diesen Frauen nun helfen. Ein Forschungsprojekt zum Einsatz der App in der Nachsorge wird für vier Jahre mit rund 3,46 Millionen Euro durch den Innovationsauschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert.

„Im Klinikalltag sehen wir immer wieder, dass Frauen die Therapie nicht aus Mangel an Einsicht abbrechen, sondern weil sie sich allein gelassen fühlen. Wir möchten diese Lücke schließen und den Patientinnen eine kontinuierliche und niedrigschwellige Unterstützung anbieten", sagt Professorin Dr. Marion Kiechle von der Technischen Universität (TU) München. Das von ihr geleitete Forschungsprojekt PRISMA entwickelt und erprobt daher eine neue App, um die Therapietreue zu erhöhen und die Prognose der Brustkrebspatientinnen zu verbessern. Die Abkürzung PRISMA steht für „Primäres Hormonsensitives Mammakarzinom: Bedarfsgerechte Optimierung der Versorgung durch eine Patientenzentrierte, digitale Anwendung“.

Jederzeit die passende Begleitung per App

Gemeinsam mit den IT-Unternehmen AIM-Apps in Medicine sowie BITS GmbH entwickelte ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eine App, die eine kontinuierliche und bedarfsgerechte Begleitung der Patientinnen verspricht. Diese App ist mit einer webbasierten Plattform verbunden und erinnert die Patientinnen täglich an die Einnahme ihrer Antihormontablette und erfasst regelmäßig ihre körperlichen und psychischen Befindlichkeiten. Eine begleitende Studie soll die Wirksamkeit der App überprüfen. Alle zwei Wochen beantworten die Teilnehmerinnen per App standardisierte Fragen zu ihrem aktuellen Befinden – zu Stress, Ängsten, Stimmung und Nebenwirkungen der Therapie. Falls dabei Auffälligkeiten festgestellt werden, wird das behandelnde Brustzentrum automatisch benachrichtigt, sodass eine onkologisch geschulte Pflegekraft umgehend Kontakt mit der Patientin aufnehmen kann. Diese schnelle und direkte Kommunikation sorgt dafür, dass eventuelle Probleme frühzeitig erkannt und behandelt werden, bevor sie zu einem Therapieabbruch führen.

Laufende Studie schließt über 400 Patientinnen ein

Die Rekrutierung für die Begleitstudie wurde im November 2024 erfolgreich beendet. An ihr nehmen über 400 Patientinnen mit der Erstdiagnose eines hormonsensitiven Karzinoms und einer Empfehlung zur Antihormontherapie teil. Die Studienteilnehmerinnen wurden in 19 zertifizierten Brustzentren in ganz Bayern eingeschlossen. Die Interventionsphase läuft noch bis November 2025, die Auswertung der Studiendaten soll Ende 2025 abgeschlossen sein. Die Studie vergleicht die neue Versorgungsform mit der Standardtherapie: Bringt die App mehr Lebensqualität für die Patientinnen? Erhöht sie deren Therapietreue und damit Lebenserwartung? Ist die neue Versorgungsform erfolgreich und langfristig kosteneffizienter als die Regelversorgung?

Erste Rückmeldungen und langfristige Perspektiven

„Erste Rückmeldungen von Studienzentren und Patientinnen sind positiv. Dank der Förderung durch den Innovationsauschuss beim G-BA können wir wertvolle Erkenntnisse gewinnen, wie sich die Therapietreue und damit die Lebensqualität der Patientinnen verbessern lassen. Und kann die Zahl der Rückfälle dank der App gesenkt werden, bedeutet das auch niedrigere Behandlungskosten für das Gesundheitssystem,“ beschreibt Marion Kiechle. Sollte sich die neue Versorgungsform als erfolgreich erweisen, könnte sie nach Ende der Studie in die reguläre Gesundheitsversorgung integriert und beispielsweise auch auf andere häufig vorkommende Krebserkrankungen übertragen werden.

Stand: 19.05.2025